Kriegerdenkmal von 1870/71


das alte Kriegerdenkmal in der Rheinstraße - Ecke Frankfurter Straße

 

Am 06. Juli 1890 wurde dieses Kriegerdenkmal in der dama-
ligen Ortsmitte - Rheinstraße, Ecke Frankfurter Straße - ein-
geweiht.

Am 03.08. 1955 wurde dieser Platz umgebaut: es wurde ein Kiosk errichtet und die Fahrbahn wurde verändert.

Aus diesem Grunde musste dieses Denkmal weichen und man versetzte es auf den Friedrich-Ebert-Platz (neben der heutigen Bushaltestelle).

Das Denkmal wurde damals von der Karlsruher Marmorfabrik "Rupp und Möller" gefertigt.

Beim Abbau an der Rheinstraße fand man zwischen dem Denkmalsockel und Obelisk eine Bleikapsel mit einer Urkunde, mit folgendem Wortlaut:[1]

„URKUNDE der Nachwelt gewidmet, ausgefertigt am 30. Juni 1890, bei der Gelegenheit der Erbauung eines Krieger-
denkmals zu Ginsheim am Rhein, Kreis Groß-Gerau, Provinz Starkenburg, Großherzogtum Hessen, Deutsches Reich.

Dieses Denkmal wurde errichtet zur Erinnerung an die einmütige Erhebung des deutschen Volkes 1870/71 und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches und zwar: Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerken-nung, den kommenden Geschlechtern zur Nachahmung.

Mit dem Bau des Fundaments wurde begonnen am Donnerstag, den 19. Juni 1890, diese Urkunde wird heute am 30. Juni 1890 in einer Bleikapsel verschlossen in den Schlussstein des Fundamentes eingesetzt, das Denkmal selbst morgen aufgerichtet, und so Gott will, am nächsten Sonntag, den 06. Juli 1890 feierlich enthüllt werden, unter Mitwir-
kung von dem dieses Fest leitenden hiesigen Militärverein, dem Gesangverein I., dem Gesangverein Concordia, dem uniformierten freiwilligen Feuerwehr-Corps, sowie dem Turnverein von hier, sowie einer großen Anzahl Krieger- und Militärvereine der Umgebung.

Die Errichtung des Denkmals betrieb ein Komitee von ca. 20 Mitgliedern, an dessen Spitze der Großherzogliche Bürgermeister Philipp Schneider VII. stand. Dieser Bürgermeister stand an der Spitze der Gemeindeverwaltung seit dem Jahre 1863.

Die Gemeinde Ginsheim zählte bei der letzten Volkszählung
im Jahr 1885 zuzüglich der Filiale Gustavsburg 1564 Einwoh-
ner.

Es hat zur Ausbildung seiner Jugend 3 Volksschulklassen mit ebenso viel Lehrern. Außerdem besteht eine Kleinkinderver-
wahranstalt in einem besonderen, der Gemeinde gehörigen Haus.

Vereine bestehen folgende in der Gemeinde: 1. Gesangver-
ein I., gegründet im Jahre 1842, 2. Gesangverein Concordia, gegründet im Jahre 1868, 3. der Militärverein, gegründet im Jahre 1872, 4. das freiwillige Feuerwehr-Corps, gegründet im Jahre 1881, 5. der Turnverein, gegründet im Jahre 1887.

Außerdem bestehen in der Gemeinde folgende Corporationen: eine Spar- und Darlehenskasse, zwei Krankenunter-
stützungsvereine, eine Viehversicherungskasse, ein Armenunterstützungsverein.

Ein Hauptteil der Bevölkerung ernährt sich von Ackerbau und Viehzucht, ein anderer Hauptteil durch industrielle Beschäftigung in Fabriken, Eisenbahnen usw. Der Rest sind Handwerker aller Art. Unter den Fabriken spielt die auf
der Ginsheimer Filiale Gustavsburg gelegene Brückenbauanstalt, 'Filiale der Süddeutschen Maschinenbauaktienge-
sellschaft in Nürnberg' die Hauptrolle.

Die Gustavsburg datiert ihre Begründung aus dem Bau der Eisenbahnlinie Mainz-Darmstadt im Jahre 1857/58, hat jetzt eine eigene Eisenbahnstation Gustavsburg-Kostheim, hat ferner Verbindung durch eine Eisenbahnbrücke mit Mainz, durch eine eiserne Fahrbrücke mit Kostheim, hat jetzt 5 Wirtschaften, nimmt fortwährend Aufschwung und
sieht überhaupt einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen.“


Literaturhinweise:
Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit von 1976 der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg

  1. Aus der Erstveröffentlichung von Otto Wenke in den Bischofsheimer Geschichtsblättern