Ginsemer "weiße Flotte"


die Ginsemer weiße Flotte

 

Die Ginsheimer Schiffer Laubenheimer und Reinheimer kauften im Jahr 1880 einen kleinen Raddampfer (ein
Dampfboot), der täglich einige Male zwischen Mainz und Ginsheim verkehrte. Dieser kleine Raddampfer war der "Urgroßvater" der späteren "Ginsheimer weißen Flotte".

Wie jedes ordentliche Schiff hatte natürlich auch dieser Raddampfer einen Namen, der jedoch von den Ginsheimern
nicht ausgesprochen wurde: sie nannten ihn einfach "es Kaffeemühlche". Nicht nur die Ginsheimer nutzten dieses
"Kaffeemühlche", auch die Mainzer wussten bald, dass sich eine Fahrt nach Ginsheim lohnte, um dort den guten
hausgemachten Äppelwoi, hausgemachte Wurst und Handkäs mit Musik zu verzehren.

Somit schaffte das "Kaffeemühlche" für knapp ein Jahrzehnt die Grundlage für den späteren Ginsheimer Fremden-
verkehr. Es versah seinen Dienst bis Ende 1880, dann wurde es an den Neckar verkauft.

Dampfboot Ernst-Ludwig - Leihgabe von: Ursula von Lonski

Dampfboot 'Ernst Ludwig'

Die Schiffer Laubenheimer und Reinheimer erworben nun die "Elisabeth", ein größeres Dampfboot, welches bereits von Schrauben angetrieben wurde. Diese "Elisabeth" wurde um
das Jahr 1900 wieder verkauft und durch die noch größere "Ernst Ludwig" ersetzt. Dieses Schiff konnte bereits 210 Personen befördern.

Kurze Zeit nach Endes des ersten Weltkrieges verkauften die Schiffseigner Laubenheimer und Reinheimer die "Ernst Ludwig" nach Mainz an die Firma Winschermann.

Die Ginsheimer Schifferfamilie Schrepfer übernahm 1918 die Schifffahrt zwischen Ginsheim und Mainz mit dem Dampfschiff "Erich". Familie Schrepfer beförderte bereits 1912 mit ihrem bezingetriebenen Motorboot "Elisabeth" Arbeiter aus Flörsheim über den Main nach Rüsselsheim, da es damals noch keine Brücke gab.

Familie Schrepfer besaß noch weitere Schiffe: so zum Beispiel die "Mathilde", die mit Ihrem Dieselmotor Vorspann-
dienste von Aßmannshausen aus durch das Binger Loch leistete. Ein weiteres Schiff, die "Jade" (ein Raddampfer),
kam 1927 von Bremen nach Ginsheim. Es war das größte Schiff, dass die Familie Schrepfer jemals besaß. Diese "Jade" war jedoch zu groß für den Altrhein und wurde bald wieder verkauft.

1928 erwarb dann die Familie Schrepfer die Schiffe "Deutschland" und "Rheinperle" und einige Zeit später auch die
"Groß Mainz I". Da die deutschen Banken zu dieser Zeit keine Kredite für Schiffsbauten gaben oder wegen der Welt-
wirtschaftskrise nicht geben konnten, wurden all diese Schiffe in Holland gebaut.

Bild von 1931: Bushaltestelle

Der Name "Groß Mainz I" ist wohl darauf zurück zu führen, dass Ginsheim seit dem 01.01.1930 ein Stadtteil der Stadt Mainz und kein Bauern- und Fischerdorf mehr war.

Kurz nach dieser Eingemeindung zu Mainz errichteten die
Stadtw. Mainz eine Omnibuslinie von Mainz nach Ginsheim. Diese war Bestandteil des Eingemeindungsvertrages.

Nun begann ein Konkurrenzkampf zwischen der Personen-schifffahrt und den Mainzer Stadtwerken: mit zwei Schiffen fuhr die Firma Schrepfer täglich 15 mal von Ginsheim nach Mainz und zurück.

Leider ging dieser ungleiche Konkurrenzkampf zugunsten
der Stadtwerke Mainz aus. Während bei Nebel, Hochwasser und Treibeis kein Schiff fahren konnte, waren die Omnibusse hiervon nicht betroffen. Aus diesem Grund wurde dann auch bald die "Groß Mainz I" nach Budenheim verkauft.

Bild von ca. 1945: die 'Mainz' in der Schiffswerft Gustavsburg (Bildrechte: Iris Schrepfer)

1935 und 1936 wurden von der Ruthof-Werft in Kastel zwei neue Schiffe für Ginsheim gebaut: die "Rheintreue" und die "Olympia".

Der Name "Olympia" war dadurch begründet, da in Berlin gerade die Olympischen Spiele stattfanden.

Die Schiffe "Deutschland", "Rheinperle", Rheintreue" und "Olympia" überstanden den 2. Weltkrieg und nahmen danach wieder ihre Fahrten auf. Aus einem Schiffsrumpf, der aus Würzburg herangeschleppt wurde, baute kurz nach dem Kriege der Schiffseigner August Schrepfer die "Mainz".

Alle 5 Schiffe wurden in den folgenden Jahren teiweise vergrößert und mit stärkeren Motoren ausgestattet. Die "Deutschland" wurde in den 50er Jahren und die "Olympia"
im Januar 1973 verkauft.

Danach bestand die "Ginsheimer weiße Flotte" nur noch aus den Schiffen "Rheinperle", "Rheintreue" und "Mainz".


Literaturhinweis: Chronik von Ginsheim-Gustavsburg von 1976