Neues vom Stadtschreiber...


Luftaufnahme von ca. 1958 - Leihgabe von Leihgabe von Andreas Rauch

 

Eine unruhige Gegend

(von: Hans-Benno Hauf, Stadtschreiber in Ginsheim-Gustavsburg - veröffentlicht im Januar 2014)

Ab und zu wackelt auch in unserer Region mal die Erde. Gemessen werden die Erdstöße u.a. in Darmstadt, Goddelau und Wiesbaden[1] .

Richtig zu spüren in Gustavsburg und Bischofsheim waren zwei Beben mit einer Stärke von 3,4 und 2,7 auf der Richterskala in der Nacht zum 23.12.2010. Historischen Quellen[2] verzeichnen für das Mainzer Becken einige bemerkenswerte Beben schon für das Jahr in Groß-Gerau, 1642 im Raum Mainz-Frankfurt-Darmstadt, 1785 im Raum Büttelborn, 1790 im Darmstädter Raum, 1845 in Oppenheim und Dienheim. Besonders von Bedeutung ist der von Oktober 1869 bis Februar 1871 beobachtete „Groß-Gerauer Bebenschwarm“.

Der Familienchronist der Familie Guthmann[3] berichtet im Oktober und November von mehreren Erderschütterungen: „Dienstag den 2ten November erfolgte abends um 10 Uhr der stärkste und morgens um 4 Uhr ein schwächerer Stoß, welcher der letzte bei uns in Ginsheim war. Den 2ten und 3ten November waren sie (Anmerkung: in Groß-Gerau) alle Viertelstunde und so heftig, daß viele Schornsteine herunterfielen, die Häuser Risse bekamen und die Leute aus den Häusern flüchteten und zum Theil bei Tag und Nacht auf der Straße und in Zelten verweilten…

Das Erdbeben hatte sich bei uns in Ginsheim später noch etliche mal wiederholt, in Großgerau, Wallerstädten und Trebur hatte es fast den ganzen November wiederholt und an manchen Tag 40 bis 50 mal gespürt.

Am 22ten November morgens um 7 Uhr war es in Büttelborn so stark, daß die Pferde, welche auf der Straße gingen, widereinander fielen und das Vieh in den Ställen in die Krippen sprang.“

Insgesamt kam es in dieser Zeit in der Region zu mehr als 2000 gefühlten Erdstößen, von denen 190 die vier auf der Richterskala überschritten. Am 21. April 2013 registrierten die Seismologen in Bauschheim eine Erderschütterung in einer Tiefe von 14,9 Kilometer und einer Stärke von 2,0.

Übrigens: es gibt einen Hessischen Erdbebendienst, der auf Beobachtungen und Mithilfe der Bevölkerung angewiesen ist. Auf der Seite http://www.hlug.de ist ein Erdbebenfragebogen eingestellt, denn: ab und zu wackelt auch in unserer Gegend hin und da mal die Erde.


Quellen:

  1. Hess. Landesamt für Umwelt und Geologie-Stationsnetz
  2. Veröffentlichung von Landsberg 1931
  3. mit freundlicher Genehmigung von Rudolf Guthmann