Der alte Ginsemer Ortsdamm


Rottenstein (Grenzstein)

 

Der 6 m hohe alte Ortsdamm, der 1824 errichtet wurde, ist auch heute noch zum Teil erhalten. Seine Bedeutung als Hochwasserschutz hat er mittlerweile jedoch verloren, da unsere Gemeinde durch einen neuen Hochwasserdamm entlang des Rheins und der Schwarzbach geschützt wird.

Schwarzbach Verlaufskarte

Der alte Ginsheimer Ortsdamm

Der alte Ortsdamm führte von der Neckarstraße aus zum Schwarzbach. Dieser Teil des alten Ortsdammes wird von den Ginsheimern heute als "Birkendämmchen" bezeichnet.

Von der Schwarzbach aus führte der alte Ortsdamm bis zum Kindergarten und bog dort in die Ringstraße ab. Die Ringstraße war früher selbst ein Teil des alten Ortsdammes, der von der Ringstraße aus als sog. "Schneckodämmchen" bis zur Schwanenapotheke verlief.

Als von der Gemeinde damals der Friedrich-Ebert-Platz mit der dortigen Anlage angelegt wurde, verschwand das "Schnecko-
dämmchen".

Der alte Ortsdamm führte dann von der Apotheke über die Rheinstraße zwischen der Stuttgarter Straße und der Pflug-
straße weiter bis zur Frankfurter Straße.

Zwischen der Frankfurter Straße (Holzweg) und dem Birken-dämmchen war kein Ortsdamm, da dieser Bereich so hoch liegt, dass man bei Hochwasser nicht mit einer Überflutung rechnen musste. Waren damals die Bewohner gezwungen, bei Hochwasser mit ihrem Vieh nach Bauschheim zu flüchten, war dieser Fluchtweg über die Frankfurter Straße und den Holzweg.

An der Schwanenapotheke befand sich im alten Ortsdamm eine Durchfahrt, die von den Ginsheimern die "Pforte" genannt wurde. Aus diesem Grund hieß die heitige Rheinstraße damals auch "Pfortengasse". Der Ortsdamm wurde an der Pforte links und rechts der Durchfahrt durch eine Mauer abgestützt. In dieser Mauer waren im Abstand von ca. einem Meter Rillen ausgespart, in die bei Hochwasser Balken eingelegt und die Zwischenräume mit Sandsäcken und Erde verfüllt wurden.

Danach war der Ort in Richtung Bischofsheim abgeschlossen und das Hochwasser konnte nicht von hinten in die Dorfstraßen eindringen. Blieb das Hochwasser jedoch längere Zeit stehen, drückte es sich unter dem Damm durch und drang als "Quellwasser" in die Straßen und Häuser.

An der Ecke Hauptstraße - Stegstraße, gegenüber dem Haus des Ginsheimer Chronisten Adam Hübner, baute man
in den Ortsdamm eine Schleuse ein, die von den Ginsheimern die "Schließe" genannt wurde. Diese Schleuse war meistens geöffnet, da durch diese Schleuse bei starken Regenfällen das in den Straßen angesammelte Wasser in
den Schwarzbach abfließen konnte. Diese alte "Schließe" ist heute durch den neuen Hochwasserdamm nicht mehr erhalten.

Spätert entstanden zwischen Ginsheim und Gustavsburg und längs des Schwarzbaches sogenannte Sommerdämme, die ursprünglich lediglich 4,50 m hoch waren. 1877 wurden dann die Dämme auf 6,0 m erhöht und 1897 nochmals auf die heutigen 6,50 m.

Die Dammerhöhung 1897 auf 6,50 m war für den Ginsheimer Ortsdamm äußerst problematisch: da am Damm bereits mehrere Häuser und auch die Kirche standen, konnte der Damm selbst nicht erhöht werden und man entschloß sich zum Bau einer Dammmauer. Auch hier wurden bei den Durchlässen (ähnlich wie bei der "Pforte" an der Apotheke) Rillen in die Mauer eingefügt, in die bei Hochwasser Balken eingelassen wurden. Diese Balken lagen nummeriert und geordnet in der Scheune hinter der Bürgermeisterei, damit sie bei Gefahr schnell eingesetzt werden konnten.

Rottensteine

Dort, wo das Birkendämmchen auf den Hochwasserdamm mündet, befindet sich ein Quader aus rotem Sandstein mit der Bezeichnung "Rottenstein" (siehe Bild oben auf dieser Seite). Auf seiner Nordseite steht "Ginsheim" und auf der Südseite "Bauschheim". Ein weiterer Rottenstein befindet sich auf dem Damm am Schwarzbach-Pumpwerk und ein anderer in Gustavsburg.

Bei Hochwasser ging die Dammwacht, die vom Bürgermeister oder seinem Beauftragten einberufen wurde, vom Birkendämmchen bis zum Rottenstein nach Gustavsburg, wo sie dann von Gustavsburger Bürgern abgelöst wurde. Vom Birkendämmchen bis zum Schwarzbachpumpwerk wurde die Dammwacht von Bauschheimer Bürgern gestellt.


Literaturhinweise:

  1. Chronik von Ginsheim-Gustavsburg von 1976